Wie war das für euch, als ihr als Kind oder Jugendliche*r eure ersten eigenen Experimente machtet?
Als ihr Hefe mit Zuckerwasser gemischt und nach einer Woche die Küche mit Alkoholdünsten gefüllt habt bei dem Versuch, den Ansatz auf dem Herd zu destillieren …
Als ihr Salz- und Zuckerkristalle an einem dicken Faden gezüchtet habt …
Als ihr mit einem Glas die brennende Kerze gerade noch so am Leben gelassen habt ….
Und was macht der Gedanke mit euch, das heute wieder zu tun?
Die Experimente für jedermann
Vor zwei Jahren begann ich im ersten Lockdown und mit dem Wunsch, meinen Kindern Abwechslung und Motivation zu bieten, mit einfachen online Chemie Webinaren. Die ersten Webinare waren holprig, das Verhalten vor der Kamera musste ich erst üben.

Doch was von Anfang an da war und bis heute blieb: Die Neugierde und Begeisterung der teilnehmenden Kinder. Ich brauchte nur einfache Fragen zu stellen (z.B. Wie könnt ihr mit Chemie eine brennende Kerze löschen?“) und dann fing das Experimentieren an. Mit einfachen Haushaltsmitteln wie Backpulver, Essig, einer Kerze, einem Einmalhandschuh, Luftballons, Salz und Eiern entwickelte ich mit den Kindern ein Verständnis für chemische und physikalische Reaktionen und Abläufe.
Beispiel: Wiegt Luft etwas und wenn ja, wie können wir das herausfinden?
Ein Klassiker. Wenn Luft etwas wiegt, dann sollte ein aufgeblasener Luftballon schwerer sein als ein luftleerer Ballon. Und mit einer einfachen Ballonwaage, die aus eine Stab besteht, der an der Mitte an einem Faden hängt, gelingt den Kindern der experimentelle Nachweis. Und dann ist der nächste Schritt einfach. Wenn Luft etwas wiegt, kann Luft nicht Nichts sein. Etwas muss in der Luft sein: Stickstoff N2 zu 78%, Sauerstoff O2 zu 21%, Argon Ar zu 1%, Kohlendioxid CO2 zu 0,04% und noch andere Gase. Die Kinder erkennen, dass Luft spürbar und messbar ist, dass da was drin ist, was zu weiteren chemischen Reaktionen (z.B. Verbrennung) in der Lage ist und lernen wie Dichte, Temperatur und Druck von Luft miteinander wechselwirken. Ein einfaches Experiment mit starkem Erkenntnisgewinn.
Wahrnehmung und Erkenntnis
„Explosion, Giftige Flüssigkeiten, …“, so die Antworten der Kinder in der ersten Stunde auf meine Frage, was denn Chemie sei. „Reaktion, Wärme, Explosion, Farben, Kunststoff, …“ die Antworten nach der zweiten und dritten Stunde.

Die Neu-Bewertung von Chemie, von Toxizität hin zu Innovation und Erkenntnis, finde ich toll und die Geschwindigkeit des Perspektivwechsels bemerkenswert. Es freut mich, dass auch Eltern, die dem ein oder anderen Experiment beiwohnten, so interessiert und neugierig waren – und am liebsten mitmachen wollten. Vielleicht sollte ich einen Experimente Abend für Erwachsene entwickeln. Würde euch das gefallen?
Ich hoffe, dass ihr euch gerne an die Zeit eigener Experimente erinnert. Und euch ein bisschen die Neugiere und den Spieltrieb bewahrt habt, mal wieder selbst etwas auszuprobieren. Schnappt euch ein bisschen Backpulver und Essig, spielt rum und überlegt, was da alles chemisch passieren könnte!
Mit verspielten Grüßen,
Euer Hendrik Fischer