Es wurde mal wieder Zeit. Zeit raus zu gehen, unter Leute zu kommen, Live-Musik zu erleben. Ich glaube, grade jetzt im beginnenden Frühjahr geht es vielen Menschen so. Und die Lust auf ein Live-Konzert hatten neben mir auch einige hundert andere, mit denen ich mich dann in der Halle des E-Werks befand. Musik macht etwas mit einem. Und das auch wissenschaftlich bestätigt. Nach einer Studie von Prof. Koelsch der Freien Universität Berlin ruft Musik Emotionen hervor und ändert die Stimmung. Wer Lust auf die Studie hat, findet diese unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24552785/ Mir ging an diesem Konzertabend jedoch nicht nur die Musik durch den Kopf, sondern auch einige Gedanken an Chemie.
Mit Musik stimmt die Chemie
Musik berührt. Das kennt ihr bestimmt. Doch was passiert da eigentlich in uns?

Je nach Musik werden unterschiedliche Hormone im Körper des Menschen ausgeschüttet. Hormone sind körpereigene, chemische Botenstoffe. Es sind Moleküle, die vom eigenen Körper hergestellt werden und wichtige Aufgaben im Körper erfüllen. Das Hormon Adrenalin wird verstärkt bei schneller und aggressiver Musik ausgeschüttet, Noradrenalin bei sanfter und ruhiger Musik.

Diese chemischen Moleküle entstehen im Körper und wirken sowohl auf den körperlichen Zustand und das emotionale Empfinden des Menschen. Ich empfand die Situation auf dem Konzert, umringt von anderen Menschen, die den gleichen Klängen lauschten, als unheimlich verbindend und schön. Ich fühlte mich etwas glücklicher. Die Menschen um mich herum, die Situation mit dem Klavierspieler in der Mitte war die Ursache dafür, dass mein Körper begann, kleine chemische Stoffe (Hormone und Neurotransmitter) auszuschütten. Ich bin ganz froh über diese Art von Chemie.
Chemie macht Konzerte möglich
Was darf eigentlich auf einem modernen Konzert nicht fehlen? Ganz viel Elektronik für E-Gitarre, Verstärker, Boxen, Mikrophone, Lichtanlage. Vielleicht noch etwas Pyrotechnik? Natürlich starke Schminke wie bei Kiss und coole Klamotten. Nicht zu vergessen der Merch aus Aufklebern, bedruckten T-Shirts, Vinyl-Platten, CDs und bunten Pins. Und überall steckt Chemie drin.

Die Vinyl-Platten aus PVC (Polyvinylchlorid). Das Kupfer aus den Mikrophon-Kabeln. Die Druckfarbe auf den Band-Shirts. Polycarbonat in den CDs. Klebstoffe, Farbstoffe für Plakate, Flyer, Aufkleber. Ein bisschen Schwarzpulver, Magnesium, Aluminium und andere Metallsalze für die Pyrotechnik. Titandioxid oder andere Pigmente für die Schminke. Kunststoffe als Lack auf der Gitarre und als Gehäuse der Boxen. Glycerin aus der Nebelmaschine.
Jemand mag nun einwenden, dass nicht auf jedem Konzert Chemie nötig ist. Es gibt doch klassische Konzerte, A capella Bands und Chöre. Doch schaue ich dann genauer hin entdecke ich auch dort einiges chemisches: Den Lack auf der Violine, den Schmierstoff auf dem Posaunenzug, die bedruckten Notenpapiere und so vieles mehr.
Das mag erschreckend wirken. Doch dank einer intensiven Gesetzgebung im Bereich Chemikalien sind Produkte für die Allgemeinheit sehr sicher geworden. Ich habe jedenfalls keine Angst vor Chemikalien auf einem Konzert.
Mir wird wieder bewusst, wie unverzichtbar Chemie ist. Und wie viele schöne Momente ich mit Produkten im Alltag erleben kann, die auf Chemie basieren. Jetzt brauch ich nur noch eine Idee, wie ich Musik selbst in meine chemischen Experimente und Angebote integrieren kann. Hat jemand auch Lust darauf und gute Ideen?
Mit musikalischen Grüßen, Hendrik Fischer