Salzige Gedanken

Habt ihr beim Knabbern von Erdnüssen schon mal nachgedacht, woher das ganze Salz kommt? Ein kurzer Blick vom Küchenregal auf unsere salzige Geschichte…

Kurz vor dem alljährlichen Frühlingsfest war ich in einer Wuppertaler Kneipe. Neben dem Bier, über das ich auch hätte schreiben können, lag eine kleine Packung gesalzene Erdnüsse für ein Euro. Das Salz auf den Erdnüssen erregte meine Aufmerksamkeit und erste Ideen für einen neuen Blogbeitrag kamen mir in den Sinn. Auch das Eiersuchen und Eieressen in den vergangen Tagen nährte meinen Gedanken, mein Küchensalz aus einer chemischen Perspektive zu betrachten …

Das Salz

Das Salz ist seit Generationen dem Menschen bekannt. Schon die Sumerer nutzten Salze zur Konservierung von Lebensmitteln und in unseren Breiten gewann mensch Salz in großen Mengen aus dem Meerwasser. Heute wird Kochsalz durch Abbau in Salzbergwerken, durch Herauslösen aus Steinsalz, und durch Eindampfen von Meereswasser gewonnen. Das Gesamtvorkommen von Salz wird auf ca. 3,6 x 1016 Tonnen in den Ozeanen und ca. 1015 Tonnen unterirdisch geschätzt à insgesamt 37.000.000.000.000.000 oder 37 Millonen Millarden Tonnen. Es wird also für lange Zeit genug Salz auf Eiern und Erdnüssen geben.

Salzbergwerk Berchtesgarden, fotocommunity.de

Die Chemie des Salzes

Chemisch betrachtet besteht Salz aus zwei Elementen: Dem Natrium und dem Chlor. Beides sind höchst reaktive Elemente und kommen in der Natur nicht selbst vor, sondern gebunden in anderen Mineralien. Während Natrium ein recht weiches Metall ist, das sehr spektakulär mit Wasser reagiert, ist Chlor ein typisch riechendes, leicht grünliches Gas, das beim Einatmen giftig ist und zum Tode führen kann. Das Reaktionsprodukt aus Natrium mit Chlor ist Natriumchlorid, NaCl – die meisten kennen es unter dem Namen Kochsalz.

Kristallstruktur von NaCl, Kochsalz. Bildnachweis: istockphoto

Natriumchlorid ist eine Verbindung, die auch chemisch als Salz bezeichnet wird. Salze sind Verbindungen aus Metallen und Nichtmetallen. In festen Salzkristallen liegen Metall und Nichtmetall regelmäßig abwechselnd nebeneinander vor. Die Bindung entsteht durch gegenseitige Anziehung von positiv geladenen Metallatomen und negativ geladenen Nichtmetallatomen Na+ und Cl.

Genug der Bindungstheorie

Ich finde es toll, dass bei der chemischen Bildung von Kochsalz mir wieder ein Grundprinzip der Chemie deutlich wird: Chemie ist die Reaktion von zwei Substanzen unter Bildung einer dritten, teils völlig anderen Substanz. Aus dem Natriummetall und dem Chlorgas wird festes Kochsalz – völlig anders im Sinn von physikalischen, chemischen oder auch biologischen Eigenschaften: Aus zwei gefährlichen Substanzen wird eine im toxikologischen Sinn risikoarme Substanz entsteht. Zwar kann mensch sich mit löffelweise verschlucktem Salz schädigen, aber zum Glück stopt der Geschmackssinn. Ähnlich ist es mit der Bildung von Ammoniumchlorid aus den gefährlichen Substanzen Ammoniak und Salzsäure.  Warum schmecken Salmiak Pastillen so komisch? – Ich mach Chemie

Wie wichtig ist NaCl?

Kochsalz ist nicht nur für Erdnüsse und Frühlingseier wichtig. Sondern ist die Ausgangsverbindung für fast alle technisch und in großen Mengen verwendeten Natriumsalze, wie z.B. Soda Na2CO3 (Backpulver), Ätznatron NaOH (u.a. als Kloreiniger), oder Borax Na2B4O7 (für spezielle Gläser). Bei der Herstellung dieser wichtigen Produkte fällt auch eine Menge Chlor an, für das die chemische Industrie auch eine hervorragende Verwendung hat: PVC / Polyvinylchlorid. Dieser Kunststoff findet in vielen Bereichen Verwendung: Im Fußboden von Krankenhäusern und Sporthallen, als Dacheindeckung, als Feuchtigkeitssperre in Tunneln, als Material in Blutbeuteln und Kathetern, in Fenstern und Wasserrohren, um nur einige zu nennen. Deutlich wird für mich wieder, wie effizient das Molekülmanagement der chemischen Industrie ist: Alles hängt zusammen und aus allem wird noch etwas gemacht – ziemlich nachhaltig eigentlich.

Ich hoffe, ich habe euch eure nächste Suppe mit diesem Blogbeitrag nicht versalzen, sondern einen interessanten chemischen Blick auf die Natur gegeben. Schreibt mir ruhig, wenn euch bestimmte Themen besonders interessieren.

Mit knusprigen Grüßen,

Euer Hendrik Fischer